Latin Reggae und The Dynamics
Heute möchte ich zwei Reggae-Highlights vorstellen, die mir den nassen Winter versüssen. Da ist die Compilation Latin Reggae aus dem Hause Putumayo, die aber erst in der zweiten Januar-Hälfte erscheint und die mir dankenswerter Weise als Promo-CD zugeschickt wurde. Umso größer sollte Eure Vorfreude sein, denn Ihr würdet verwöhnt mit feinsten „Reggae-Beats“ aus Spanien und Lateinamerika. Jung, frisch, fröhlich und abwechslungsreich erklingt es da mit Macao, Radio Malanga, Black Gandhi und Aparanoia, um nur meine Lieblinge unter den 11 Künstlern zu nennen, die es verstehen, uns beim Kochen, Hauswerken oder in geselliger Runde (und demnächst auch im Club) in gewisse Pendelbewegungen zu versetzen.
Zum fröhlichen Tanzen dürfte auch das erste Album von The Dynamics namens Version Excursions einladen. Die fünf Männer aus Lyon um den Produzenten Patchworks bedienen sich fröhlich und mit feinem Gespür aus dem großen Topf bekannter Jazz-, Soul und Pop-Perlen und verstehen es mit echtem Gesang und eigenem Groove ihren individuellen Sound zu spielen. Zwar erscheinen mir die Interpretationen von Miss You und Whole Lotta Love etwas langweilig, dafür geht es aber richtig dynamisch ab mit Land Of 1000 Dances. Aber auch Brothers On The Slide und Move On Up hören meine Ohren immer wieder gerne, auch wenn die Originale einfach nicht zu schlagen sind.
Ich komme bald wieder …
Sehr wenig Zeit zur Zeit, das Geschäft läuft gut. Zugleich ist recht viel gute Mucke aufgelaufen bei mir. Deshalb sei gesagt, ich komme bald wieder. Neue Musik- und Anspieltipps sind bereits im Kopf gelistet. Zum Lohn Eurer Geduld (wer immer Ihr auch seid, vielleicht ist da aber auch keiner ;-) verweise ich auf die ansteckende Begeisterung des Herrn Paulsen, der DJ Spooky und sein Werk Riddim come forward rasierklingenscharf besprochen hat. ;-)
Cinematic Groove aus Italien
Liebhaber des Soundtracks aus den 60er und 70er Jahren werden ihre wahre Freude haben, wenn sie auf der Site Movie Grooves das CD- und LP-Sortiment durchstöbern. Ich fand dort zwei CDs mit feinster Filmmusik aus Italien, die hierzulande gar nicht oder nur zu teuer zu bekommen sind. Zum einen die CD The beat, the shake and the lounge – A collection of the music that started the italien lounge craze, ein Volltreffer mit Titeln, die manches retrogestylte Bossa-, Nu Jazz- und Brasilectra-Zeugs ziemlich alt aussehen lassen.
Zum anderen bekam ich Vol. 4 aus der Reihe Easy Tempo zugeschickt, so dass ich nun fast die zehn sehr genialen Compilations des Labels Right Tempo aus Mailand zusammen habe. Zehn Sampler, die zwischen 1996 und 2000 erschienen sind und die eindrucksvoll belegen, dass italienische Komponisten wie Pierre Umiliani, Giancarlo Barigozzi, Armando Trovajoli und so einige andere einen Platz im Olymp des ungetrübten und tanzbaren Jazzes verdient hätten. ;-)
Beiden Compilations ist gemeinsam, dass der Sound der Songs unerhört gut ist, so dass auch klangverwöhnte Ohren auf ihre Kosten kämen.
12.10.
Tape Five: Bossa For A Coup
Wenn hierzulande keine Grillen mehr zirpen, aber der goldene Oktober noch manchen warmen Sonnenstrahl auf lichthungrige Gesichter wirft und das Licht eine gelbe Wärme wie auf Kuba am späten Nachmittag ausstrahlt, dann sollte unbedingt irgendeine Art Abspielgerät und die gerade erschienene CD Bossa for a Coup von Tape Five in der Nähe sein (was der Gärtner der Lüste mir in die Hand drückt, ist immer wieder hoch erfreulich ;-). Denn darauf sind nicht nur Grillen und diverse geschickt eingebaute Geräusche vom urbanen und schönen Leben zu hören, sondern vor allem eine angenehme, entspannende und wie in einem Fluss komponierte und arrangierte Musik, die dem Jazz als swingenden Ohrwurm huldigt (passt in die Marketingschublade Barjazz) und zugleich ganz eigene Klangakzente setzt, die uns mit jedem Song das Musikerkollektiv Tape Five um die beiden Köpfe Martin Strathausen (aka Smarty-Mart) und Henrik Wager erkennen lassen. Jazziger, latiner Lounge im Retro-Style und Easy Listening mit Ethnopop-Anklägen verwöhnen mein wohlwollendes Ohr, wobei mir im letzten Song eine Runde zuviel verwöhnt wird und der sanfte, geschliffene Druck der vorherigen Tracks im Dahinplätschern verloren geht.
Meine Anspieltipps und Favoriten unter den 16 Songs: Senorita Bonita, Taxi To Bombay, Club De Cigale, The Smell Of A Sidewalk, Femme Libertan und Cats Walk Underground.
Crippled Dick Hot Wax und Beat At Cinecitta
Das Berliner Label Crippled Dick Hot Wax! ist ganz nach meinem Geschmack und am liebsten würde ich von heute auf morgen die CD-Abteilung plündern. ;-) Vor allem die Soundtracks haben es mir angetan, so zum Beipiel die 3er-Compilation Beat At Cinecitta. Das klingt in meinen Ohren, ich hebe gleich ab! Erwähnen möchte ich auch, dass die Website schön schlicht und übersichtlich gestaltet ist, so dass das Stöbern und Vorhören Spaß macht. Kollegen, Zeit mitbringen und auch mal was bestellen! ;-)
What It Is! Funky Soul And Rare Grooves
Als ich vor ein paar Wochen bei dem Michael (Geschäftsführer des Drübbelken und leidenschaftlicher Groovesammler und -kenner) zu Besuch war, zeigte er mir die 4-CD-Box What It Is? Funky Soul And Rare Grooves 1967 – 1977 (unbedingt nach unten scrollen, da dort ein klasse Text über die CD-Box zu finden ist) und ließ nebenbei eine der CDs laufen. Ich war gleich hin und weg.
Zum einen ist die Box selbst grafisch richtig schön gemacht und das Booklet bietet ausführliche Informationen über die Künstler und ihre Musik sowie zahlreiche Fotos. Passend zur individuellen Aufmachung sind die 91 Songs aus einer Dekade (1967 bis 1977) afroamerikanischer Popmusik und wirklich fast alle in hervorragender Sound-Qualität.
Zudem ist das vielseitige Spektrum schwarzer Musik von sanften bis rauhen Soul, Funk, Soul Jazz und Tracks mit Krimi-Sound-Feeling zu hören. Und das Schönste dabei ist, dass mir persönliche viele Songs unbekannt waren und ich nun um einige Perlen reicher bin. Welche mir besonders gut gefallen, bringt die folgende Liste auf den Punkt.
01 The Watts 103rd St. Rhythm Band mit Spreadin‘ Honey. Cool, bluesig und mit einer Prise Boogaloo. 02 Eugene Mc Daniels mit Headless Hereos. Seine Stimme und die Art, wie er singt, ist unverkennbar und hört sich so gar nicht schwarz an. Der Song stammt von seinem 2. Album Headless Heroes Of The Apocalypse (1971), eine Generalabrechnung mit dem weissen Amerika. 03 Clarence Carter mit Snatching It Back. Soulfeeling vom Feinsten oder? 04 Little Richard mit Nuki Suki. Leider ist hier das geile Sax schlecht zu hören, liegt nicht an der Originalaufnahme. 05 Cold Grits mit It’s Your Thing. Voll und ganz mein Ding dieser lässige Groove mit dezent fauchender Orgel. 06 Johnny Harris mit Stepping Stones. Blaxploitation-Sound wie er rasanter nicht sein kann. 07 Joyce Jones mit Help Me Make Up My Mind. R&B zum Swingen schön. 08 The Unemployed mit Funky Thing Part I. Altbekannt aber immer wieder gut, treibend, drängend, funky. 09 The Noble Knights mit Sing A Simple Song. Erinnert an The Meters, einen Tick schneller als man sie kennt. 10 Shirley Scott mit Messie Bessie. Soul Jazz im Mid-Tempo, wie ich ihn mir für den Dancefloor wünsche. 11 United 8 mit Getting Uptown (To Get Down). Erinnert an den Stil der genialen The J.B.’s. 12 Willie West mit Fairchild. Mister West mit feinstem Soul in der Stimme. 13 Howard Tate mit 8 Days On The Road. Funky Soul im wahrsten Sinne. 14 Hammer mit Tuane. Mit rasantem Scat. 15 The Mystic Moods mit Cosmic Sea. Der Song wird dem Namen der Band irgendwie gerecht. 16 Wilson Pickett mit Engine Number 9. Den Herrn Pickett so funky noch nicht gehört. 17 Oscar Brown, Jr. mit Chicken Heads. Auf so einen funky Junior wäre ich stolz.
27.09.
Kurzinfo über DJR
Seit 1995 lege ich unter dem Namen DJ R. vielseitigen Groove zwischen Jazz, Worldbeats, Soul, House und Lounge auf, zu hören im DJ R. Webradio. Telefon: 0172 93 86 200 – Kontakt.
Ignace De Souza
Die drei ausgewählten Songs von Ignace De Souza wecken die Lust auf mehr. Besonders Asaw Fofor hat es mir angetan. Afrobeat origins – via soulblog.
6.09.
Manu Chao und La Radiolina
Ein netter Bericht über Manu Chao und sein neues Album La Radiolina auf sueddeutsche.de: Ikone wider Willen.
4.09.
blaxploitation.com
Wer mit Blaxploitation lediglich Shaft, Superfly, Foxy Brown und diverse James Brown Soundtracks in Verbindung bringt (unter andern auch, weil diverse Sampler oftmals nur die üblichen Verdächtigen vorstellen), wird mit der informativen Site blaxploitation.com sein musikalisches Wunder erleben. Denn dort findet sich ein umfangreicher Index von Filmen dieser Art. Zudem werden ausführlich zahlreiche Soundtracks vorgestellt, die das Herz des Sammlers höher schlagen lassen. Ich will mehr von diesem Zeugs! ;) Ich glaube, ich sollte mal wieder diverse Plattenbörsen aufsuchen.
30.08.
Funky Nu Jazz Style
Wie ich im Interview mit dem Gärtner der Lüste angekündigt hatte, möchte ich kurz seine drei Funky Plüsch Compilations names Fly Me To The Moon (2005), Beyond The Moon (2006) und Witchcraft (2007) sowie den Sampler Smile Style (2007) vorstellen.
Die Gemeinsamkeit der vier Sampler besteht im harmonischen Mix aus vielseitigem Nu Jazz. Auch wenn mancher Song durch seine Länge schnell abnutzt, finden sich auf jeder der Compilations einfach schöne, einfach tanzbare Perlen, einmal abgesehen davon, dass diese Mixe wunderbar im Hintergrund laufen sollten, um die gute Laune noch zu steigern oder welche hervorzurufen ;-). Meine Lieblinge:
01 Club de Belugas mit Hip Hop Chin Chin (smooth return mix) :: 02 MagnetiC 4 mit Bowinda :: 03 Ursula Rucker with Lil Louie Vega mit Release :: 04 Becker mit 6 aus 49 :: 05 Moca mit Funky Plüsch :: 06 Moca mit Post It :: 07 Ganesh mit Evergreen :: 08 Parov Stelar mit Kisskiss :: 09 Koop mit Let’s Elope :: 10 Tricatel Inc. mit Friday Night (moodorama remix)
Blackenized – Jatz the floor!
Am kommenden Samstag fängt der erste Blackenized – Jatz the floor! Nacht im Café Einstein an. Sie wird folgend jeden zweiten Samstag im Monat stattfinden. Für die folgenden Nächte steht unten ein Pressetext zur Verbreitung bereit. ;-)
Blackenized – Jatz the floor ist eine musikalische Reise. Sie führt über den vielfältigen Groove afroamerikanischer Musik der 60er und 70er Jahre hin zu aktuellen Remixen im Nu Funk und Nu Jazz und zurück. Unwiderstehlicher Latin-Swing aus Spanish Harlem wechselt sich ab mit treibendem Soul Jazz kleiner und großer Jazzmusiker. Leidenschaftlicher Soul trifft auf Funk von Afro über Acid bis Nu. Abgefahrener Blaxploitation-Sound hinterläßt Powerspuren, die sich wiederfinden im Reggae aus dem legendären Studio one. Die ganze Bandbreite afroamerikanischer Kreativitätsschübe mit ihrer Betonung auf Lust und Tanz, kultureller Eigenständigkeit und verspieltem Crossover möge erklingen und auf den Dancefloor locken. Jatz the floor!
dj R ist leidenschaftlicher Sammler fast aller tanzbaren Musik von rare groove über elektronische Soundmalereien bin hin zu den vielfältigen Klängen populärer Weltmusik. Seinen Einstand hatte er 1995 im Jatz (Dortmund). Er hatte Gastspiele im Bochumer Bahnhof Langendreer, war DJ auf den ersten Funkhaus Europa Partys, blieb aber in all den Jahren der Dortmunder Szene treu. Stationen waren neben dem Jatz die Live Station, Domizil und gut 9 Jahre FZW.
9.08.
Rare Motherless Child
Heute möchte ich vier Sampler vorstellen, die sehr gut geeignet sind, um in den Kosmos des afroamerikanischen Grooves der 60er und 70er Jahre einzusteigen. Da wäre der Sampler movements 2 (2006), den der DJ und „vinyl junky“ Tobias Kirmayer mit dem Ziel zusammengestellt hat, nur bisher auf noch keinem Sampler erschienene Stücke in die Compilation aufzunehmen. Da wird selbst der eine oder andere Sammler sein Glück finden, so wie ich mit dem genialen Song von Harmonica Paul, der mit dem Klassiker Motherless Child nur einen Song in seinem Leben veröffentlicht hat, der aber umso einmaliger ist.
Die anderen drei Sampler sind aus der Reihe Brown Sugar, alle vom Musikjournalist Michael Möhring zusammengestellt. Can You Dig It! (2007), Cold Sweat (2001) und I Feel The Earth Move (2000) haben gemeinsam, dass sie alle informative Booklets enthalten und Klassiker des Soul und Latin Jazz, des Funk und Soul sowie des Blaxploitation-Sounds legendärer Labels wie Prestige, Stax, Fantasy und Fania bieten. Was nun nicht heißt, dass nicht auch für den Kenner die eine oder andere Perle zu finden sei. Meine Lieblinge:
01 Clark Terry & Chico O’Farrill mit Spanish Rice :: 02 Harmonica Paul mit Motherless Child :: 03 Tamba Trio mit Jogo Da Vida :: 04 Funky Nassau mit Bahama Soul Stew :: 05 Rufus Thomas mit Itch And Scratch :: 06 Melvin van Peebles feat. Earth, Wind & Fire mit Sweetback’s Theme :: 07 Cannonball Adderley mit Walk Tall :: 08 Johnny ‚Hammond‘ Smith mit Soul Talk ’70 :: 09 Jack McDuff & George Benson mit Hot Barbecue :: 10 Eddie Harris mit It’s All Right Now.
Gärtner der Lüste: „Ästhetischer Kopilot“
Der DJ Gärtner der Lüste erzählt im Interview über seine erfolgreiche DJ-Entwicklung und über seine Arbeit als Compiler und „ästhetischer Kopilot“.
DJR: Wie bist Du DJ geworden, was motivierte Dich und gab es Stilwechsel?
Gärtner der Lüste: Mit 14 war ich mit meiner Klasse (reine Jungenschule) auf Klassenfahrt für ne Woche in Maria Laach, und es war zum Verzweifeln öde dort, bis am dritten Tag eine Mädchenklasse aus Bergneustadt in unserer Jugendherberge eintraf, die genau ein Jahr jünger war. Mit mehreren Jungs haben wir uns sofort verguckt, unter anderem ich, aber wir waren Lichtjahre zu schüchtern, um was in die Wege zu leiten. Also hatten wir, direkt in der ersten Nacht DIE Idee: Wir machen ne Party und laden die Mädels ein. Wir bekamen die Erlaubnis von den Lehrern, mein Kumpel Jakob und ich haben alle verfügbaren Kassetten zusammengezogen und den ganzen Nachmittag durch gehört. Dabei haben wir anhand des Laufwerks die Hits notiert und alle Kassetten auf einen Hit ein gespult. Mein Equipement an diesem ersten Auflegeabend war mein erster Radiorecorder von Grundig, der war zwar sogar noch Mono aber ordentlich laut. Ergebnis: fast alle haben getanzt und anschließend mindestens ein Dutzend Pärchen geknutscht, unter anderem auch ich, da viel mir die Berufswahl eigentlich nicht mehr schwer.
Bis es allerdings das erste Mal Geld für´s Auflegen gab, hat´s dann noch zehn Jahre gedauert. Stilwechsel gab es immer mal wieder, angefangen hab ich natürlich mit Pop und Rock, den Hits, die es so gab. Irgendwann hatte ich allerdings keine Lust mehr allzu bekannte Stücke wie ne Jukebox abzuspulen und Rock wurde mir langweilig.
DJR: Vielseitigkeit scheint Dein Programm zu sein: Du bietest spezielle Abende mit „Latin, Oriental, Reggae, Jazz, Lounge oder Soul und Funk“ an. Das deutet schon Deine beachtliche Sammlung an Musik an. Wie sammelst Du und wie merkst Du Dir, was Du alles hast?
Gärtner der Lüste: Alle diese Stile lege ich tatsächlich aktuell auf, sogar noch etliche mehr, allerdings am allerliebsten nicht in Reinkultur, sondern je nach Publikum und der Stimmung in einem spontanen Mix.
Musik sammle ich eigentlich wo ich geh und steh, meine Ohren sind immer im Einsatz. Höre ich beim Friseur, im Cafe oder bei Freunden interessante Musik, versuche ich sie aufzutreiben. Flohmärkte werden geplündert, ebenso Plattenläden wenn ich in anderen Städten oder Ländern auflege. Vor kurzem habe ich zum Beispiel Oye Records in Berlin ausgiebig heimgesucht und als nächstes geht’s durch die Läden in Barcelona. Natürlich wird auch mit allen möglichen Freunden und Kollegen getauscht. Zu meinem großen Glück kenne ich ne Menge Musik begeisterter Menschen.
Die Stücke, die ich auflegen will, kommen immer sofort auf thematisch geordnete Sampler, die ich von Hand beschrifte und regelmäßig mal wieder höre. Klingt jetzt vielleicht ein bißken technisch, aber für mich ist der Ablauf so sehr gut.
DJR: Auf Deiner Site ist zu lesen: „Eine Spezialität des Gärtners ist loungen auf höchstem Niveau“. Was macht angesichts vieler steriler und schnell langweilig werdender Lounge-Produktionen ein gutes Lounge-Stück aus und wie findest Du Deine Perlen?
Gärtner der Lüste: Die Perlen sind ja in fast jedem Stil relativ selten, wenn man die Menge der Produktionen betrachtet. Ein gutes Loungestück ist zwar easy, es geht angenehm leicht ins Ohr, aber wenn ich zuhören will, muß es auch was Interessantes, eine Seele zu bieten haben. Die besten kann ich tausendmal hören und sie berühren mich immer wieder.
Momentan finde ich fast die meisten Perlen auf dem Label Chinchin, auf dem ich meine „Funky Plüsch“-Compilations veröffentliche. Der „Club des Belugas“ produziert einfach unglaublich geile Lounge-Musik, das Ende des Jahres kommende Album wird schon wieder ein Hammer.
DJR: Du hast Deine Samplereihe „Funky Plüsch“ angesprochen. Wie kam es zu dem Titel und wie war der Weg zur ersten Compilation dieser Dreierreihe?
Gärtner der Lüste: Freunde von mir, Moca aus Bochum (die ich sehr verehre), hatten endlich ihren ersten CD-Vertrag, die Stücke waren fertig, hatten aber noch keine Namen. Also haben wir uns gemütlich zusammengesetzt, die CD zweimal durch gehört und Namen vergeben. Ein Stück wollte ich sofort in „Funky Plüsch“ benennen und die Jungs fanden die Idee sehr gut. Monate später hatte ich eine prima Lounge-CD zusammen gemixt, wollte aber im Titel nichts mit Chill oder Lounge haben. „Funky Plüsch“ war im Mix enthalten und dann dachte ich: „Warum nicht die ganze CD so benennen?“
Der Mix selber war für den privaten Gebrauch gedacht, aber etliche Freunde haben mich angespornt, sie zu veröffentlichen, weil sie von diesem Mix fast schon süchtig waren. Ein Jahr hab ich nach nem Label gesucht und als ich gerade aufgegeben hatte (fast), ist mir das Label zufällig über den Weg gelaufen. Meine Hauptforderung für den Release war, dass er genau so, wie ich den Mix hin bekommen hatte veröffentlicht werden sollte. Reimar Philipps von den Popagenten hat bei der Lizenzierung alles gegeben und tatsächlich alle 16 Stücke frei bekommen, was eine Art Wunder war, das ich bis jetzt nicht wiederholen konnte. Immer fallen irgendwelche Stücke weg! Bei der ersten Funky Plüsch hätte es fast „Fly me to the moon“ von Julie London erwischt, ausgerechnet auch noch das Titelstück; die EMI erklärte, die Künstlerin hätte ihr okay nicht gegeben. Dann fand ich aber heraus, dass Julie London bereits Jahre zuvor verstorben war. Das war ihnen dann wohl peinlich.
DJR: Eine Samplerreihe aufzubauen ist ja nicht gerade einfach. Auf was muss man achten und wie sieht eine ungefähre Kalkulation aus?
Gärtner der Lüste: Samplerreihen gibt es ja wie Sand am mehr, allerdings halte ich von etlichen nicht sehr viel, zumeist weil sie relativ gesichtslose Produktionen sind, die musikalisch und / oder optisch nicht sehr viel zu bieten haben. Häufig geht es nur um den Profit, das Artwork ist billig oder wiederholt immer die gleichen Klischees, wie zum Beispiel die Sofas auf Lounge-Compilations.
Wichtig ist mir, dass alle Stücke auf einer Compilation Herzensangelegenheiten sind, Musik, die ich immer wieder auflege und auch ein gutes Feedback aus dem Publikum dafür bekomme. Allerdings steckt in einer solchen Compi nicht viel Geld für den DJ, aber dafür kann man solche CDs auch sehr oft hören, ohne dass sie langweilen. Die steigenden Verkaufszahlen bei der Funky Plüsch-Reihe geben mir allerdings Recht, was die Nachhaltigkeit betrifft.
DJR: Du erstellst mittlerweile auch Remixe auf „chinchin records“. Wie erarbeitest Du sie dir, was machst Du besser und wie heißt Dein erfolgreichster Remix?
Gärtner der Lüste: Die Remixe entstehen bislang immer in Kooperation mit Christian Becker (Moca) oder Martin Kratzenstein (Club des Belugas), da ich vom Schrauben nur sehr wenig Ahnung habe. Wenn ich ein Stück höre, das mir gefällt, von dem ich mir aber auch eine deutlich andere Version vorstellen kann, frage ich einen der beiden, ob sie Lust und Zeit für einen Remix haben. Ich besorge dann die Spuren, bin beim Remixen eine Art ästhetischer Kopilot und sorge für die Veröffentlichung. Der erfolgreichste war bislang der erste Remix. „Wildcats gotta move“ vom Club des Belugas im Becker vs. Gärtner der Lüste-Remix war auf Anhieb in den Deutschen Club Charts, ist bis auf Platz 3 geklettert und wurde bislang vier mal auf weiteren Compilations veröffentlicht.
Der zweite Remix (Moca: Post it) ist aber auch gerade seit ein paar Wochen raus. Als nächstes wird ein Remix von Christian und mir für die Mo‘ Horizons erscheinen.
DJR: Du sammelst seit einiger Zeit fleissig internationale Erfahrung als DJ. Bestätigst Du die Annahme, dass man es als vielseitig orientierter DJ in Deutschland schwerer hat, da hierzulande das Schubladen- und Puristendenken ausgeprägter ist.
Gärtner der Lüste: Meine durchweg positiven Erfahrungen in den verschiedensten Ländern erkläre ich mir eher so, dass die Menschen zum Beispiel in Mexiko sehr viel begeisterungsfähiger sind und deutlich losgelöster feiern. Auch in Deutschland hatte ich schon sehr geniale Abende, aber im Schnitt sind die Gigs im Ausland euphorischer.
DJR: Gibt es einen Gig, der Dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Gärtner der Lüste: Da gibt es so einige. Einen sehr besonderen Abend hatte ich beim ersten Berlin-Gig vor einigen Jahren im Kachelclub auf der Oderberger Straße, den es leider nicht mehr gibt. Von 12 Uhr an habe ich bis morgens um sieben aufgelegt, es wurde schon beim ersten Stück ausgelassen getanzt, keiner hat gemeckert, im Gegenteil, die Leute haben mich angefeuert und sich immer wieder bedankt. Die Veranstalter hatten mit 300 Gästen gerechnet, aber es waren mindestens 900, so dass es um 2 Uhr schon kein Bier mehr gab, um 3 Uhr keinen Wein, um 4 Uhr keinen Wodka und als ich aufgehört habe, gab es nur noch alkoholfreies Bier. Das hat die Tanzenden aber nicht aufgehalten.
DJR: DJ-Auftritte, Remixe, Compilations, was steht in nächster Zukunft an und welche Ziele stehen aus?
Gärtner der Lüste: Momentan bin ich für vier Wochen in der Nähe von Gerona in Spanien und lege in einem Sonnenblumenfeld auf. Der Club heißt „Mas Sorrer“ und ist für mich eine Sensation, weil dort am Wochenende fast 1000 Katalanen hinkommen, um auf Jazz und Artverwandtes zu feiern. Der Club ist open air und die Atmosphäre ist unvergleichlich schön. Gegen Ende des Jahres werde ich wohl für 3 Monate nach Peking gehen und auflegen.
DJR: Vielen Dank für das Interview
Edit: In Kürze werde ich die vier Lounge-Sampler von dem Gärtner hier vorstellen, wie immer mit einem Kurzmix der angenehmen Art ;-)
Update: Was hiermit geschehen ist.
Eine schöne Party mit Mahnimal und Zemaria
Und wenn nur zwei Gäste unter wenigen tanzen und glücklich sind, bin ich es als DJ auch. Eine ähnliche Haltung hat wohl die fünfköpfige Band Mahnimal, denn sie haben auf dem vorgestrigen Gig im Strobels ihre Spielfreude trotz niedriger Besucherzahl ausgelebt. Ihr rockiger Sound gepaart mit brasilianischer Power und ebensolchem Charme hat zwischen den Reihen für tanzende Gruppen gesorgt, die der Bühne immer näher kamen. Zum Ende gab es eine rhythmische Power, die die Begeisterung steigerte sowie viele Zugaben und ein weiteres Set, da die zweite Band Zemaria immer noch unterwegs war, aus Berlin kommend.
Alexandre Lima von Mahnimal
Auch mein Part nach Mahnimal kam gut an. Walter, der Mann für die Kultur im Strobels, kam begeistert auf mich zu und meinte, das sei ein astreines Set, die Musiker tanzten die ganze Zeit. Das war mir zu meiner Freude auch aufgefallen. Ähnlich wir beim Auftritt von mo‘ horizons hatte ich ein gutes Händchen für die richtige Mischung.
Waguenho von Mahnimal
Insgesamt konnte ich gut anderthalb Stunden mit einem wilden Mix aus weltweiten elektronischen Sounds, Jazz, Funk, Soul und „Let’s Boogaloo“ zur guten Stimmung beitragen. Zwischendrin musste ich mit meinem Tisch auf die Bühne, weil es anfing zu regnen. Zur freudigen Überraschung aller kam dann kurz nach Mitternacht doch noch Zemaria und bauten cool ihr Equipment auf, während ich mittendrin die musikalische Begleitung machte und dem Elektroniker der Band beim Umstöpseln half. Improvisieren war angesagt.
Castanah von Mahnimal
Die druckvolle Musik von Zemaria kam sogleich gut an. Mittlerweile waren mehr Gäste vorne als in den hinteren Reihen und es wurde begeistert getanzt. Zemaria brachte eine dermassen starke Power ‚rüber, dass man gar nicht anders konnte, als sich irgendwie zu dieser Musik aus elektronisch verzerrten Rhythmen und druckvollen Schlagzeug und Bass zu bewegen. Und kaum hatte man sich warm getanzt, da waren auch schon die Musiker von Mahnimal auf der Bühne und zauberten gemeinsam mit Zemaria eine Session vom Feinsten. Party im frühmorgendlichem Dortmunder Dunkel, die anscheinend bis zum nächstliegenden Hotel hallte ;-)
Die Sängerin und der Bassist von Zemaria
Diese intensive Bühnenpräsenz konnte ich danach als DJ nicht toppen, was auch ein verfehlter Anspruch gewesen wäre. Es reichte, beim Abbauen für gute Laune zu sorgen und die Gäste eine Zeit zu halten. Vor der Abfahrt der Band, von denen die meisten sich bei mir verabschiedeten, kam noch einmal der Leadsänger und Gitarrist Alexandre Lima von Mahnimal zu mir. Wir kamen trotz meines gebrochenen Englisch in ein kurzes Gespräch über die Liebe zur Musik aus aller Welt und tauschten unsere Email-Adressen aus. Ich gab ihm eine von meinen Colourful Vibes mit. Schon vor dem Gig hatte er mir eine CD mit seinem Soloprojekt Radio Experienza zugesteckt (auch vom Bandmanager bekam ich eine CD geschenkt), die mir zu Hause beim Anhören der vier Songs noch einmal bestätigten, was ich beim Gig hörte: Dass der Mann eine klasse Stimme hat. Und rappen kann er auch gut.
Alexandre Lima
Insgesamt war das ein klasse Abend mit lebensfrohen und offenherzigen Musikern und gut gelaunten Gästen. Zu Mahnimal wäre noch zu sagen, dass ihr Konzert in Dortmund im Rahmen ihrer European Tour 2007 stattfand, die noch bis zum 10.August geht. Da kann ich zuguterletzt zum Dank für alles nur noch viele erfolgreiche Gigs wünschen.
Zemaria- und Mahnimal-Musiker
Rhythmuspower für die Session
Mahnimal und Zemaria im Strobels
Morgen, Freitag, den 27. Juli spielen Mahnimal und Zemaria aus Brasilien im Strobels. Während Mahnimal uns mit einer Mischung aus Rock, Reggae, Samba, Ticumbi, Jongo, Pop und elektronischer Musik verwöhnen wird, läßt das brasilianische Quartett Zemaria Electronic-Samba erklingen. Ich werde vor und nach dem Konzert passende Colourful Vibes zum Besten geben. Seid dabei! Eintritt ab 19 Uhr. Strobelallee 50, Dortmund.
Blackenized: Jatz the floor!
Am 11. August startet im Dortmunder Trödler/Einstein eine Black Music Nacht namens Blackenized, in der ich Jazz-, Funk-, Soul- und Latin-Perlen auflegen werde. Der Titel geht auf einen gleichnamigen Song von Hank Ballard aus dem Jahre 1969 zurück, produziert von James Brown. Das Motiv auf dem Flyer unten stammt von einem Filmplakat des Thrillers „Coffy“ aus dem Jahre 1973, ein Blaxploitation-Werk mit einer Krankenschwester namens Coffy, die Nachts zum Racheengel gegen Drogenbosse wird. Die Filmmusik hat der geniale Roy Ayers geschrieben. Soundtracks, die ich gerne auflegen werde. Überhaupt werde ich reichlich Thriller-Crime-Sound mitbringen, von daher passt der Flyer sehr gut ins Konzept.
Der alternative Flyer zeigt The Female Preacher aka Lyn Collins, deren bekanntester Song Think (About it) ist, die aber eine Reihe weiterer funky Soulsongs gesungen hat, wie You can’t love me if you don’t respect me, Give it up or turn it loose und Mr. Big Stuff, alles tiefgrooviger Musikstoff, der wunderbar in die Blackenized-Nacht passt.
Der Clubraum im Trödler/Einstein hat abgerockten Charme und ist nicht zu groß, in meinen Augen eine coole Location für eine heiße Black Music Night im kleinen Kreis. Ich hoffe, dass ich genügend Fans für einen solchen Abend gewinnen kann. Vielleicht helfen ja auch einige Leser dieses Blogs mit und kommen mit Freunden vorbei, das wäre klasse. Jatz the floor! ;-)
22.07.
Bebo Best and Sitar and Bossa
Gestern gab mir der Gärtner der Lüste mit begeisterten Worten eine CD namens Sitar and Bossa von Bebo Best & The Super Lounge Orchestra; in weiser Vorraussicht von chinchin Records lizensiert. Hinter Bebo Best verbirgt sich ein ungemein produktiver Musiker, der als Komponist, Multi-Instrumentalist und Produzent zahlreiche Alben und Soundtracks eingespielt hat und mit Größen der Musik wie Gilberto Gil, Nitin Sawhney, Sinead O‘ Connor, Steve Reich, Ruichy Sakamoto, Frank Zappa und vielen anderen zusammengearbeitet hat. Zudem liebt er ausgefallene Pseudonyme wie seine Künstlernamen zeigen. So ist er auf diversen Produktionen auch als „theAlchemist Bebo Baldan“, „Tantratribe“ und „MagnetiC4 zu finden.
Sitar and Bossa hat Bebo Best mit 16 Musikern eingespielt und herausgekommen ist eine muntere, gute Laune machende Platte, die deutlich macht, für was der Mann so geschätzt wird: Für sein feines Händchen beim Mischen elektronischer und traditioneller Musik, das auch vor Rock-Klassikern nicht halt macht, wie ein Remix von Whole Lotta Love zeigt. Zwar gefällt der mir persönlich nicht gerade gut, dafür geht es aber mit dem Track Beat Conductor ganz im Sinne der Tanzlust ab.
20.07.
Colourful Vibes: The Black Queen’s Beads
Als ich letztens zufällig den komischen und wunderbar trashigen Film Barbarella sah, erkannte ich darin einen Song von Bob Crewe wieder, der aus zwei Teilen besteht. Der Titel deutet das bereits an: Pygar’s Persecution / The Black Queen’s Beads. Das Stück kam wie gerufen für den Anfang und das Ende einer Compliation, die ich aus Spaß am Titeln Colourful Vibes: The Black Queen’s Beads nenne. Darauf sind 37 meiner aktuellen Lieblinge auf 54 Minuten komprimiert, ein Livemix von den Playern direkt auf die Scheibe gebracht. Zugleich eine kleine musikalische Reise durch die Vielfalt originaler Perlen aus den 60er und 70er Jahren und feiner (Re)mixe der letzten Jahre. Das folgende Cover sollte ganz gut dazu passen.
01 Pygar’s Persecution 02 Got To Be A Love (Paul Nice Mix) 03 Express Yourself 04 Pardon 05 Sorry ‘about That (part 1) 06 Teacher of Love 07 Chatterton 08 Outta Space 09 Jazz Tip 10 See Line Woman 11 Love Ritual (Bwana Mix) 12 Strobe’s Nanafushi 13 Edony (Clap Your Hands) 14 Siki, Siki Baba 15 Alone At My Wedding 16 Daddy 17 My Bombombomb 18 Soulsalicious 19 Gettin’ Down 20 Look Out (Here I Come) Part One 21 Ooh Ah Ee 22 New York Soul 23 Bobo! Do That Thing 24 Salsa Vibes 25 Mission Impossible 26 Full Up 27 (Sitting On) The Dock Of The Bay 28 Mr Fix It 29 Love Love Is To Love 30 Get The Funk Out Ma Face 31 At The Disco 32 Gordon’s War 33 Zsa Manca 34 Me Voy Pa’ Cachimbamba 35 Hell Yeah 36 Savage 37 The Black Queen’s Beads
18.07.
Über schwulenfeindlichen Reggae
Kollegen, geht doch mal Lesen beim Pantoffelpunk, dort ein sehr interessanter Text namens Bun Rastaman*!, der über Homophobie im aktuellen Reggae und fallende Masken in Foren und Fachzeitschriften berichtet – via schoene-toene
17.07.
Reggae
|
Vibes einer Morgenlandfahrt
Der Herr Paulsen hat in seinem Kioks in seiner begeisternden Art eine Produktion von dunkelbunt namens Morgenlandfahrt vorgestellt, die den Freunden des kosmopolitischen Grooves zwischen Gypsy-Sound, Hip Hop und elektronischen Worldbeats zur Freude gereicht werden darf ;-) Einige nette Details über die Entstehung des Albums und seines Kochs Ulf Lindemann findet Ihr auf Malagueta-Music.com.
8.07.
!DelaDap im Strobels (Update)
Auf Freitag, den 6. Juli, freue ich mich schon. An dem Tag kommt !DelaDap ins Dortmunder Strobels und ich mache DJ-Support davor und danach. Ich freue mich auf die Band und ihren „Sound of Urban Gypsies“. – Update: Leider fällt das Konzert aus. Stattdessen werde ich ab 20 Uhr Colourful Vibes auflegen. Für !DelaDap-Fans wohl nur ein schwacher Trost, aber dafür habe was von der Band dabei. ;-)
3.07.
mo’horizons und der Sex des Grooves
Gestern kam ein überraschender Anruf von Uwe Meyer, ob ich DJ-Support für mo’horizons machen wolle. Hörte sich erst einmal wie ein Witz an, als ob die einen DJ nötig hätten. War aber keiner, umso besser. Ich also vorsichtshalber noch ein paar elektronische Sounds in die Koffer gepackt und Abends dann ab ins Dortmunder Strobels.
Gut anderthalb Stunden sorgte ich mit einer Mischung aus Reggae, Soul, Nu Funk, Crime-Sound und Latina Electrica ;-) für gute Stimmung unter den Gästen. Als Ralf Droesemeyer (?) zum Warmmachen auf die Bühne kam, meinte er, ich hätte viele Songs aufgelegt, die er auch in seinem Koffer habe. Schöner Zufall. Ich habe dann während des knapp 4stündigen Gigs von mo’horizons auch einige Schätzchen aus meiner Sammlung herausgehört. So passte dann mein unerwarteter Einsatz prima ins Konzept. ;-)
Das Konzert war leider schlecht besucht und das schlechte Wetter in einem Biergarten trug nicht zur Club-Atmosphäre bei, die mo’horizons wohl erwartet haben. Trotzdem haben sie die Leute nach einiger Zeit zum Tanzen gebracht, kein Wunder, gab es doch elekronischen Latin und Jazz auf hohem Niveau und in ebensolchem Tempo. Mich beeindruckte die stilsichere Vielseitigkeit sehr. Ralf Droesemeyer und Mark ‚Foh‘ Wetzler mixen sehr geschickt und mit breitem Muskgeschmack, der jeden Puristen ins Mark treffen würde. Sie scheinen sich von der Lebendigkeit originaler Tracks inspirieren zu lassen und erstellen eigene Songs daraus, ohne die Latin-, Jazz- und Popzitate zu sterilen Beiwerken zu machen. Ihre Musik behält den Sex des Grooves und wird nie zu kalter, allzu gewollter elektronischer Produktion. Unterstützt wurde das Duo von einem Percussionisten und Sänger sowie einer stimmmächtigen Sängerin (vielleicht bringe ich die Namen noch nachträglich in Erfahrung), die mit wohldosierten Einsätzen manches Sahnehäubchen draufsetzten.
Nach dem Gig habe ich mir die neue CD von mo’horizons gekauft. Sie heißt Sunshine Today und kommt in Kürze auf dem Markt. Sie läuft grad das zweite Mal und ich sage nur: Klasse funky Latin und Jazz mit Feingefühl gespielt und gemixt, aber ohne einen Allzeit-Partyknaller wie Brazil oder Hit The Road Jack (pé na éstrada).
Soulful Reggae Music
Heute möchte ich drei Sampler vorstellen, die vom Londoner Label Soul Jazz Records kommen und die Du alle wunderbar durchhören kannst. Die gute Laune wird steigen dabei und manchem von Euch wird es nicht auf den Sitzen halten, denn es bleibt nichts anderes übrig als Swingen im Rhythmus des groovigsten Reggaes, den die Welt je gehört hat. ;-)
Die drei Sampler, die es als CDs und auf Vinyl gibt, sind aus der Sampler-Reihe mit Produktionen der legendären jamaikanischen Soundschmiede Studio one. Ganz vorne steht da für mich die Compilation Studio One Soul 2, die mit einer gelungene Symbiose aus Reggae und Soul und 18 Songperlen das grooveverwöhnte Ohr schmeichelt, mancher Gänesehautüberfall nicht ausgeschlossen. Gelungen sind auch die Produktionen Studio One Funk und Studio One Rude Boy, die im Sound etwas kräftiger daherkommen aber genauso voller Seele, Leben und Swing sind.
- Winston Francis mit Don’t Change. Mein Lieblingsliebeslied zur Zeit, weil das Herz in der Stimme so schön singt: So don’t change your love. Baby don’t change …
- Jackie Mittoo mit Hang Em High. Ich weiss nicht, warum ich in diese leichtfertige, ja fast kindliche Gitarre so verliebt bin, ich weiss auch nicht, warum der ganze Song so genial erscheint.
- Little Joe mit Red Robe. Erinnert mich an die beiden Reggae-Roys und was für ein unvergleichlicher Swing!
- Prince Francis mit Beat Down Babylon. Wirds nicht immer besser! Die Trommel und das Sax, der Sprechgesang und überhaupt alles. Ok, ich komme runter, trotzdem: Gänsehautkandidat
- Mr. Foundation mit See Them A Come. Voller Charme dieser Song.
- Soul Vendors mit Swing Easy. Der Titel sagt doch alles.
- Dennis Brown mit Johnny Too Bad. Wenn einer so schön singt, freue ich mich, auf der Welt zu sein. ;-)
- The Heptones mit Choice Of Colours. Der letzte Song aus dem Set macht noch einmal beindruckend hörbar, wie wunderbar Reggae und Soul zu vereinen waren.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Die hat übrigens auch die Site Soul Jazz Records CDs mit zahlreichen deutschen CD-Besprechungen verdient. Ein schönes Wochenende wünscht Euch dj R.
I love Reggae Music, too ;)
Gerade war ich beim Herrn Paulsen und habe mit Freude sein begeistertes Posting über den Sir Benni Miles Mix Vol. II gelesen, ein „grandioser, einstündiger Reggae-Dancehall-Mix. For free!“. Dort gibt es nicht nur den Download-Link zum Mix mit nettem Cover, sondern einen sehr interessanten Linktipp für Reggae-Freunde: Inspector Dread – Your Guide To Reggae Music . Update: Verzeiht mir meine blöden Schreibfehler.
Upsetter
Yes, Upsetter ist sehr klasse Site mit spannenden Artikel über Skinhead Reggae, Rocksteady und Northern Soul, die kompakten Buchkritiken nicht zu vergessen. Damit auch Einsteiger gut Bescheid wissen. ;-)
Kleiner Trojan Nayhbinghi Mix zur Nacht
Die 3 CDs des Trojan Nyahbinghi Box Sets haben es in sich. Keine Ahnung wie man diese Art von Reggae aus den späten Sechzigern und frühen Siebzigern nennt, ob Roots oder Rootsiger ;-), ich habe meine Lieblinge gefunden, die ich gerne auflege werde, wenn es passt.
Meine Lieblingssongs:
- The Typhoon All Stars mit Rack-A-Tack, ich war gleich verliebt in den Gitarrenlauf und dieser tückisch-gut aus dem Hintergrund agierenden Trommel. ;-)
- Bongo Herman & Eric ‚Bingy Bunny‘ Lamont mit African Breakfast, auch so ein cooler Trommler aus der Hüfte, der Bongo Herman.
- Der unvergleichliche I Roy mit Musical Drum Sound und einem Basslauf, an dem ich mich nie satt hören werde.
- Noch einmal Bongo Herman mit Tribute To The President und einem Sound, der mich ein wenig an Steel Pulse erinnert. Habe ich nett ausgeloopt.
- The Now Generation mit Musical Drum Sound und dem minimalistischen Tiefgang einer – Trombone?
13.06.
„Die Beats haben dann doch gewonnen“
Im Interview erzählt DJ Robert Soko über die „Geburtsstunde der BalkanBeats“, die Entdeckung der Roma-Musik und seine Arbeitsweise als DJ.
DJR: Du bist 1989 von Deiner Heimatstadt Zenica in Bosnien nach Berlin gezogen. Wie kam es dazu und wie waren Deine ersten Erfahrungen in Deutschland?
DJ Soko: Damals als junger Mensch wollte ich unbedingt ins Ausland, um zum Beispiel eine Fremdsprache zu lernen und etwas anderes zu sehen und zu erleben. Es ergab sich eine Gelegenheit nach Holland zu gehen, so landete ich erstmal in Rotterdam, wo ich ein Jahr verbrachte. Ich war auch auf der Suche nach einem Job.
Danach ging ich nach Deutschland und kam schließlich dank einer Frau nach Berlin, damals Ost-Berlin. Um ehrlich zu sein, hat es mir in der ersten Zeit gar nicht sooo gefallen. Später aber entdeckte ich die Vielfältigkeit Berlins und seine vielen Gesichter. Ich fing an, Berlin zu lieben und bis heute noch bin ich ein Berlin-Fan und liebe die Stadt sehr. Gelebt habe ich in der Zeit von verschiedenen Jobs vom Bauhelfer bis zum Taxifahrer. In den letzten vier Jahren habe ich als Sprecher und Moderator fürs Radio und TV Deutsche Welle gearbeitet.
DJR: Und die DJ-Karriere, wie begann die?
DJ Soko: Als damaliger Taxifahrer fing ich an, sporadisch Musik in der Kreuzberger Kneipe Arcanoa aufzulegen. So hat es begonnen. Aus Spaß feierte ich mit anderen Ex-Yugos die alten sozialistischen Feiertage, die nicht mehr gefeiert wurden. Das nannte ich Cultur-Recycling. Diese Idee kam gut an bei den jungen Flüchtlingen und im Laufe der Zeit besuchten immer mehr Menschen unsere „Partys“. Es hat sich halt herumgesprochen. Und das war die Geburtsstunde der „BalkanBeats“. Ich fand den Namen zu unseren „Aktivitäten“ passend. Am Anfang aber war die Frage: Nennen wir es BalkanBeast oder BalkanBeats, die Beats haben dann doch gewonnen. Und so wie es heute aussieht, ist der Begriff BalkanBeats eine Genre-Bezeichnung, eine Musikrichtung, die in ganz Europa benutzt wird und ich bin halt sehr froh darüber.
Foto: DJ Soko in Turin, November 2006
DJR: Wie hast Du die Roma-Musik entdeckt und was bedeutet sie für Dich?
DJ Soko: Also, die Roma-Musik kannte ich noch aus meiner Jugendzeit, allerdings war ich damals nicht so der richtige Fan dieser Musik. Dann aber in Deutschland, vor allem mit dem Durchbruch von Goran Bregovics Musik, entdeckte ich eine Neigung zu diesen Rhythmen, die sehr lebendig und tanzbar sind. Und so fing ich an, Roma-Musik zu sammeln und schließlich aufzulegen. Das, was ich sah, war sehr erfreulich: Die Leute tanzten sehr wild dazu und die Stimmung war großartig. Also, dachte ich, warum sollte man solche Musik nicht auflegen, zumal das keiner macht. Diese Musikrichtung war in Europa zu dieser Zeit sehr „unbekannt“ und wie man so schön sagt: „Nischenhaft“. Diesen Begriff hörte ich zum ersten mal von einer Frau, die für Sony BMG arbeitete. Das Wort war ihre Antwort auf meine Frage, ob Sony BMG vielleicht Interesse daran hätte, eine Balkan-Compilation zu veröffentlichen. Nein, hieß es, das wäre ihnen zu „nischenhaft“. Hey, das war Ende der Neunziger Jahre und heute, anno 2007, arbeiten Sony-Leute an einer grossen Balkan-Compilation. Interessant, nicht wahr?!
DJR: Im Laufe der letzten 5 oder 6 Jahre kam es ja zur Symbiose zwischen traditioeneller Roma-Musik und Elektro-Beats. Kannst Du sehen wie sich das entwickelt hat und welchen Anteil Deine Freunde und Du daran haben?
DJ Soko: Na ja, immer mehr DJs machen die gleiche Erfahrungen mit – sagen wir lieber Ethno-Musik und geben ihren „Senf“ dazu. Ich selbst war und bleibe ein „Selector-DJ“. Heißt, ich mache keine Remixe, ändere die Songs nicht, sondern meine „Aufgabe“ besteht eher in der „Entdeckung“ tanzbarer Lieder und der Vernetzung von DJs. Verschiedene DJs und Bands schicken mir mittlerweile ihre Musik zu. Und die meisten von ihnen sind froh, dass ich ihre Musik europaweit in den Clubs spiele. Und so kommt es auch dazu, dass meine Musiksammlung immer auf dem neusten Stand ist.
DJR: Wie entsteht so ein wunderbarer Sampler wie Balkanbeats Volume 2 mit diesen ganzen bekannten und unbekannten Musikern aus halb Europa?
DJ Soko: Wie gesagt, ich bin immer auf der Suche nach neuen Sachen und vieles bekomme ich mittlerweile zugeschickt. Dann machen wir eine Selection und zwar zusammen mit dem Publikum in den verschiedenen Clubs: Ich als DJ lege die Songs auf, die ich gut finde, mache also den Leuten Vorschläge. Und wenn ich sehe, dass die Leute dazu tanzen, weiss ich, was auf die CD kommen könnte, vorausgesetzt die Musiker selbst sind damit einverstanden. Also, in meinen Augen ist ein Sampler eher Resultat einer sogennanten „Interaktion“ zwischen DJ und dem Publikum, die Entscheidung wird sozusagen auf der Tanzfäche getroffen.
DJR: Wo und wie hast Du Dir damals deine Musik zum Auflegen besorgt, wie machst Du es heute?
DJ Soko: Früher habe ich die CDs selber gekauft, vor allem in den ExYu-Ländern. Heute gibt es halt Internet, das die ganze Sache beschleunigt hat. Der Mensch entdeckte MP3. :-)
DJR: Als DJ interessiert mich Deine Arbeit als DJ, technisch gesehen. Nur Vinyl, streng auf gleiche Geschwindigkeit fixiert? Oder spielt Technik kaum eine Rolle, weil Deine Sets wesentlich von den Gästen und der Atmosphäre im Raum abhängt?
DJ Soko: Kein Vinyl, schon lange nicht mehr. Nur CDs. Und die Technik spielt kaum eine Rolle in meinen Sets. Es geht viel mehr um mein Gefühl für die Atmosphäre, fürs sogenannte „up and down“ und die Gäste, die dazu tanzen. „Keep the room going“ ist die Regel Nummer eins.
DJR: Zuguterletzt aus Eigennutz gefragt: Ist der dritte Sampler bereits in Arbeit und wann kommst Du einmal ins Ruhrgebiet? ;-)
DJ Soko: Der dritte Sampler sollte im Februar 2008 rauskommen, allerdings habe ich die Musik dafür noch nicht, ein großer Teil fehlt noch. Ruhrgebiet? Na ja, sobald mich jemand einlädt, komme ich. :-)
DJR: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.
Links zum Thema BalkanBeats
- Offizielle Website BalkanBeats
- Das Label Eastblok Music
- rare.de: Hoppa & Jeppa: Balkanbeats und Django-Groove
- segert.net weblog: Balkanbeats für gute Tage
blogBeatz auf die Beine stellen
Ein Bloggertreffen mit bloggenden DJs aus NRW, die ihre Freunde zu einer netten Location locken und dort dann 42 Minuten ihr bestes geben, um die Gäste auf die Tanzfläche zu locken. Mehr dazu im blogBeatz-Wiki.
Geriatric1927 and The Zimmers
Absolut cool der alte Mann Peter Oakley (79), der auf YouTube Karriere macht und Mitglied einer Band namens The Zimmers ist (einer ist bereits 100 Jahre alt, Durchschnittsalter 78). Größter Erfolg der Band ist eine Cover-Version von My Generation. The Zimmers wollen im Herbst auf Europa-Tournee gehen, geplant ist auch ein Konzert in Berlin. Na dann, auf zu den quicklebendigen Greisen.
30.05.